Recruiting-Limbo: Bewerbung ohne Lebenslauf und Anschreiben?

Bewerbung ohne Lebenslauf und Anschreiben.

In nur 60 Sekunden!

Spätestens seit Anfang des Jahres 2022 sieht man ähnlich gestrickte Stellenanzeigen in sozialen Netzwerken wie Instagram und Facebook.

Arbeitgeber unterbieten sich hier gegenseitig nach allen Regeln der Kunst, was die Anforderungen an eine Bewerbung betrifft.

Selbst die 10-Sekunden-Bewerbung haben wir schon als Versprechen gesehen.

Warum wir diesen Limbo-Tanz im Recruiting kritisch sehen und welche Rolle das Anschreiben und der Lebenslauf heute wirklich spielen, erfährst du in diesem Artikel!

Die 60-Sekunden-Bewerbung

Mehr Zeitaufwand scheint potenziellen Bewerbern offensichtlich nicht mehr zumutbar.

Wir verstehen den Gedanken dahinter:

Die Zeiten sind schnelllebig, die Aufmerksamkeitsspanne der Leute befindet sich durch das mediale Überangebot im stetigen Sinkflug.

Hinzu kommt der Fachkräftemangel, der in manchen Branchen schon seit Jahren spürbar ist – spätestens aber zu Beginn des Jahres 2022 deutlich an Fahrt aufgenommen hat.

Arbeitnehmermarkt

Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt haben sich stark verändert – zugunsten der Arbeitnehmer, die sich den Job in vielen Bereichen heute mehr oder weniger aussuchen können.

Da will man potenzielle Bewerber nicht durch einen aufwendigen Bewerbungsprozess abschrecken.

Und setzt stattdessen auf ein niederschwelliges Angebot, in der Hoffnung, dadurch auch sogenannte passive Bewerber zu rekrutieren.

Also Leute, die einen Job haben und gar nicht aktiv nach einem anderen suchen.

Aber durchaus offen für einen Jobwechsel sind.

Jobverkauf am Telefon

Egal ob aktive oder passive Bewerber:

Durch eine niedrige Eintrittshürde wird versucht, so den einen oder die andere ans Telefon zu bekommen.

Um dem Bewerber bzw. der Bewerberin dort im Gespräch den Job zu „verkaufen“.

Nette Idee, aber gleichzeitig auch der Beginn eines race to the bottom:

In einem Unterbietungswettkampf, ausgetragen über Stellenanzeigen in den sozialen Medien, unterbieten sich die Arbeitgeber gegenseitig immer weiter.

Zumindest was ihren Anspruch an eine „ordentliche“ Bewerbung angeht.

Ist das Anschreiben überflüssig?

Unter der Überschrift „Anschreiben sind out: Unternehmen müssen Bewerbungsprozesse modernisieren“ zitiert das Webportal onlinemarketing.de aus einer Studie unter Arbeitgebern:

Viele Personaler empfinden das Anschreiben als überflüssig. Die Hälfte kritisiert dabei die fehlende Aussagekraft. Aneinander gereihte Phrasen erzählen nichts über den Bewerber selbst …

Unser Standpunkt dazu:

Wir legen keinen Wert auf ein separates, ausführliches Anschreiben, das so universell formuliert ist, dass es auf jeden x-beliebigen Arbeitgeber passt.

Was uns hingegen sehr wohl interessiert, ist zu erfahren, warum sich jemand bei uns bewirbt.

Warum wir?

Hat der oder diejenige sich auch nur ansatzweise mit unserem Unternehmen beschäftigt oder sucht da jemand einfach nur irgendeinen Job, egal wo und bei wem?

Dazu reichen uns ein paar plausible, kurze Sätze per E-Mail.

Diese zu tippen dauert vielleicht länger als 60 Sekunden, aber sicher auch nicht mehr als 5-10 Minuten.

Wem das schon zu viel ist, der gehört vielleicht auch sonst nicht zu den allerfleißigsten …was aber selbstverständlich reine Spekulation ist.

Kommen wir zur nächsten Frage:

Braucht man heute noch einen Lebenslauf?

Unter der Headline „Bewerbung ohne Lebenslauf und Noten“ schreibt die IHK Halle-Dessau auf Ihrer Website:

Bewerbung soll so einfach wie möglich sein – und berücksichtigen, dass GenY- und GenZ-Bewerber sich nicht im Modus „Ich schreibe jetzt eine Bewerbung“ zwei Stunden an den Schreibtisch setzen – sondern sich oft spontan mit ein paar Klicks für eine Bewerbung entscheiden.

Hmm, Bewerbung quasi im Vorbeigehen? Vielleicht sogar während man auf dem Töpfchen sitzt?

Mehr als ein paar Klicks darf das allerdings nicht kosten. Sonst machen die Generationen Y und Z nicht mit.

Ehrlich?

Wir glauben das nicht

Für Jobs ohne nennenswerte Qualifikation mag das vielleicht angehen.

Aber nicht in Bereichen wie dem unseren, wo nur Leute arbeiten können, die über eine fundierte Ausbildung und dazu noch eine Menge Erfahrung verfügen.

Für qualifizierte Leute mit Erfahrung ist der Lebenslauf doch ein Dokument, auf das man stolz sein darf, oder nicht?

Guck mal, lieber potenzieller neuer Arbeitgeber: Das bin ich, das kann ich, das habe ich schon alles gemacht.

Das ist mein Wert, den ich bei dir einbringen kann – und der dich auch entsprechend etwas kosten wird!

Unser Video zum Thema:

Bewerbung ohne Lebenslauf?

Was uns der Lebenslauf bringt

Für uns ist der Lebenslauf in jedem Fall unabdingbar.

Einfach um schnell herauszufinden, ob der Kandidat/die Kandidatin überhaupt für uns geeignet ist.

Das machen wir unterem anderen an den beruflichen Stationen fest, die im Lebenslauf angegeben werden.

Ob wir mit unserer Ersteinschätzung richtig liegen, erfahren wir dann im weiteren Verlauf, sprich: im Telefon-Interview, bei einer Hospitation usw.

Ein Nebenaspekt, der nicht zu unterschätzen ist:

Die Art und Weise, wie Anschreiben (E-Mail) und Lebenslauf formuliert und gestaltet sind, verrät durchaus etwas darüber, mit welchem Typ Mensch man es zu tun hat.

Der erste Eindruck zählt eben doch. Fachkräftemangel hin oder her …

Schlimmer geht immer

Mittlerweile liest man immer häufiger auch folgende Formulierung in Anzeigetexten und auf Websites:

„Wir bewerben uns bei Ihnen!“

Geht’s noch ein wenig devoter?

Wie verzweifelt muss man als Arbeitgeber sein, bevor man sowas schreibt?

Was tun in schwierigen Zeiten?

Ja, der Markt hat sich geändert.

Gute Mitarbeiter zu finden, ist für viele Unternehmen zu einer echten Herausforderung geworden.

Die Lösung sollte allerdings nicht sein, sich als Arbeitgeber vor potenziellen Bewerbern in den Staub zu werfen.

Hündisch-unterwürfiges Verhalten ist sicher nicht das, was gute Leute anzieht und bindet.

Sondern eher ein klares …

Employer Branding

Indem Unternehmen sich als attraktive Arbeitgeber präsentieren und nach außen erkennbar von der Konkurrenz abheben.

Das erfordert natürlich mehr Aufwand als die Hundertste „60-Sekunden-Stellenanzeige“ in den Facebook Ads Manager zu schieben.

Ist aber auf lange Sicht wohl der einzig erfolgversprechende Weg, um potenzielle Mitarbeiter auf sich aufmerksam zu machen und im weiteren Verlauf für sich zu gewinnen.

Am Ende noch ein …

Aufruf in eigener Sache

Wir wachsen weiter und freuen uns daher jederzeit über Initiativbewerbungen von guten Leuten!

Wenn du Anästhesist bist oder ATA oder Anästhesie- bzw. Intensivpflegekraft und du mehr als 60 Sekunden Zeit hast UND einen aktuellen Lebenslauf in Form eines PDF …

Dann schau dir doch einmal unsere Karriereseite an! Vielleicht bekommst du ja Lust, dich bei uns zu bewerben.

Wir freuen uns auf dich!