Bist du geeignet für die ambulante Anästhesie?

Die meisten Leute, die in der Krankenhaus-Anästhesie arbeiten, unterschätzen eines:

Das Anforderungsprofil für die Kollegen in der Praxis.

Doch welche Eigenschaften sollten sowohl Fachärzte als auch Assistenzkräfte für die Arbeit in der ambulanten Anästhesie mitbringen?

Die Rede ist von Eigenschaften, die vielleicht in der Klinik keine allzu große Rolle spielen, aber umso mehr in der Praxis (zumindest bei uns):

#1 Positive Erscheinung

Du solltest eine positive Ausstrahlung haben, denn diese überträgt sich bekanntlich auf andere Menschen.

Zum Beispiel auf Patienten, aber auch auf Operateure beziehungsweise das OP-Team insgesamt.

Was ebenfalls nicht schadet, ist ein humorvolles Wesen.

Denn wer gerne und viel lacht, bringt auch andere zum Lachen.

Bei uns ist das sogar Einstellungsvoraussetzung. Wir würden niemanden einstellen, der oder die immer nur bierernst durchs Leben geht.

Kurzum: Du solltest einfach ein Mensch sein, mit dem man gerne Zeit verbringt.

(K)ein Klischee: Empathie

Im Gesundheitswesen beruft sich jeder auf sie: die viel zitierte Empathie.

Klar, der empathische Umgang mit Patienten ist ein wichtiger Teil unseres Jobs und sollte keine leere Worthülse sein.

Nur so können wir unseren Patienten die Angst vor der Narkose nehmen und eine entspannte Atmosphäre im OP schaffen.

Dabei gilt es, ein Gespür für das Naturell des jeweiligen Patienten zu haben.

Manchmal ist Humor das richtige Mittel, manchmal sind eher einfühlsame Worte gefragt.

#2 Professionelles Auftreten

Gutes Benehmen und die dazu gehörigen Umgangsformen sind ein weiterer elementarer Punkt.

„Hallo“, „Bitte“, „Danke“, „Tschüss“ sagen, oder sich kurz vorstellen, wenn man irgendwo neu ist …

Das klingt alles so selbstverständlich, ist es aber leider nicht.

Wir hatten schon Leute zur Hospitation im OP, die sich nicht mal ein nüchternes „Guten Morgen“ abringen konnten.

Wobei es manchmal von Vorteil ist, wenn die Lippen geschlossen bleiben. Denn …

Verschwiegenheit ist wichtig

Abgesehen von Patientendaten erfahren wir bei unserer Arbeit zwangsläufig einige Interna der Kooperationspartner, über die unbedingtes Stillschweigen bewahrt werden muss.

Leute, die sich für jeden Klatsch und Tratsch begeistern und dabei gerne um Kopf und Kragen reden, sind in unserer Branche weniger gut aufgehoben.

Gar nicht reden ist allerdings auch keine Lösung. Gefragt ist eine …

Situativ angemessene Kommunikation

Manchmal ist im OP Zeit für Späße – selbstverständlich nie auf Kosten der Patienten.

In anderen Situationen ist Konzentration gefragt, und dann muss einfach mal Ruhe herrschen.

Zu erkennen, wann was angebracht ist, und dann unprätentiös vom einen in den anderen Modus wechseln zu können, erfordert ein gewisses Fingerspitzengefühl.

Womit wir wieder beim Thema Empathie wären …

#3 Die richtige Arbeitshaltung

Der vermutlich wichtigste Punkt: Spaß an der Arbeit.

Du solltest gerne in der Anästhesie arbeiten, insbesondere in der ambulanten Anästhesie.

Denn nur Dinge, die man gerne tut, macht man in der Regel auch gut.

Was uns zum nächsten Punkt führt …

Geld sollte nicht die Hauptmotivation sein

Um Missverständnissen vorzubeugen: die Betonung liegt auf „Hauptmotivation“.

Ein gutes Gehalt ist absolut wichtig und wir zahlen das guten Leute auch gerne!

Aber: Wer sich nur des Geldes wegen morgens aus dem Bett schwingt, kann und wird auf Dauer kein erfülltes Arbeitsleben haben.

Und auch nie zufrieden sein.

Ja, ein zu geringes Einkommen (insbesondere im Vergleich zur peer group) kann Mitarbeiter demotivieren.

Der Umkehrschluss, Leute durch Geld zu mehr Engagement und Leistung antreiben zu können, trifft allerdings nicht unbedingt zu.

Gute Ideen erwünscht

Apropos Engagement: Wir freuen uns über jeden, der bei der Arbeit mitdenkt und gute Ideen respektive Verbesserungsvorschläge einbringt.

Basierend auf dem Gedanken des Kaizen haben wir ein Interesse an stetiger Verbesserung.

(Die aus der japanischen Fertigungstechnik stammende Kaizen-Philosophie steht für Verbesserungen von jedem, immer und überall)

Das bedeutet:

Es kommt in der Praxis auf jeden einzelnen Mitarbeiter, auf jede einzelne Mitarbeiterin an, wenn Abläufe oder Verfahren optimiert werden sollen.

Unser Video zum Thema:

Bist du geeignet für die ambulante Anästhesie?

#4 Bereit für Verantwortung

Verantwortungsbewusstsein ist bei Anästhesisten unabdingbar, schon allein aufgrund des nicht unerheblichen Haftungsrisikos.

Bei den Assistenten in der ambulanten Anästhesie ist es jedoch auch außerordentlich wichtig.

Denn anders als im Krankenhaus sind die Assistenten bei uns viel mehr in Narkoseführung und die direkte Arbeit am Patienten eingebunden.

Wer dabei Probleme nicht sieht oder sehen will („das ist Arztaufgabe“), ist leider
ungeeignet für den Job.

Um Probleme rechtzeitig erkennen und idealerweise schon im Vorfeld vermeiden zu können, braucht es ein entsprechendes …

Risikobewusstsein

Denn beim ambulanten Operieren gilt noch mehr als im Krankenhaus:

Es darf nichts passieren.

Wir reden schließlich über weitestgehend gesunde Patienten, die sich rein elektiven Operationen unterziehen.

Sicherheit muss dabei immer an erster Stelle stehen.

Deshalb ist es wichtig, bei jedem Patienten einen Blick für die potenziellen Risiken des ambulanten Eingriffs inklusive der Narkose zu haben.

Hier sind insbesondere die Ärzte gefragt.

Idealerweise wird jegliches Gefahrenpotenzial im Vorhinein erkannt, was natürlich ein gewisses Maß an Erfahrung voraussetzt.

Zuverlässigkeit und Sorgfalt

Zuverlässigkeit und ein hohes Maß an Sorgfalt spielen ebenfalls eine große Rolle in der Praxis.

Das konsequente Einhalten von Standard Operating Procedures (SOPs), die gewissenhafte Kontrolle des Materialbestand sowie die rechtzeitige Bestellung fehlender Artikel, sind ohne diese beiden Eigenschaften nicht vorstellbar.

Hier sind vor allem die Assistenten in der Verantwortung.

Verglichen mit dem Krankenhaus fällt die Lagerfläche für Anästhesie-Materialien in den meisten chirurgischen Praxen erheblich kleiner aus.

Das bedeutet:

Fehlen essenzielle Artikel, fallen unter Umständen Operationen, im schlimmsten Fall der ganze OP-Tag aus …

Kommen wir zum letzten und insbesondere für Ärzte wohl wichtigsten Punkt:

#5 Selbstvertrauen

Fachärzte und Fachärztinnen für Anästhesie, die in der ambulanten Anästhesie arbeiten wollen, dürfen vor einer Sache keine Angst haben:

Alleine Narkose machen.

Per Definition sollten Fachärzte für Anästhesie dies selbstverständlich können.

Doch nicht alle trauen sich tatsächlich, ohne „Backup“ durch andere Kollegen allein zu arbeiten.

Selbstvertrauen in der Anästhesie kommt mit Erfahrung und Beanspruchung.

Punkt 1: Erfahrung

Das Prinzip ist so simpel wie einleuchtend

Wer 5.000 Narkosen gemacht hat, ist routinierter als jemand, der 1.000 gemacht hat.

Wer 10.000 Narkosen gemacht hat, ist erfahrener als der oder diejenige mit 5.000 Narkosen.

Doch Erfahrung allein ist es nicht.

Wer beispielsweise 15 Jahre lang ausschließlich in Kliniken der Grund- und Regelversorgung gearbeitet hat, hat zwar viele Narkosen gemacht, dabei aber nicht unbedingt alles gesehen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist daher …

Punkt 2: Beanspruchung

Damit ist folgendes gemeint:

Die Arbeit in einer Großklinik respektive einem Maximalversorger verlangt Anästhesisten aufgrund der höheren Fallschwere der Patienten sowie der häufig komplexen und großen Operationen eine Menge ab.

Zudem kommt man mit chirurgischen Fachgebieten in Kontakt, die es in vielen kleineren Häusern gar nicht gibt.

Zum Beispiel: MKG-, Neuro-, Thorax- oder Kardiochirurgie.

Man muss selbstverständlich nicht zwingend für jedes chirurgische Fach als Anästhesist tätig gewesen sein.

Es schadet allerdings nicht, über ein großes Spektrum zu verfügen und möglichst viel gesehen zu haben.

Ideal ist die Kombination aus beidem

Wer Erfahrung sowohl in großen als auch kleinen Kliniken sammeln konnte, wird am ehesten souverän und mit Selbstvertrauen Narkose machen.

Wobei das selbstverständlich immer auch eine Frage des Charakters ist:

Manche fürchten sich auch nach 20 Jahren im Job noch vor allem und jedem …

Andere Kollegen und Kolleginnen hingegen haben bereits kurz nach Ende der Facharztweiterbildung den nötigen „A**** in der Hose“.

Falls du jetzt denkst …

„Mensch, das bin ja ich! Ich bringe all die (positiven) Eigenschaften mit, die hier aufgezählt werden und hätte eh Lust, mich beruflich zu verändern …“

Dann warte nicht lange, sondern bewirb dich jetzt bei uns!

Wir freuen uns, von dir zu hören!